Ausgerechnet die hibbeln seltener oder Warum bekommen so wenig Mädchen ADHS?

Es ist in vielen Studien bestätigt, dass bei Mädchen weniger häufig ADHS diagnostiziert wird. Auf ein Mädchen kommen in der Regel 3 bis 4 Jungen mit der Diagnose. Nun wäre es so verlockend zu sagen: „Mädels kriegen das nicht. Die haben´s schon.“ Reden dauernd, hören nicht zu, wenn man was sagt, etc. Aber das stimmt eben so gar nicht. Mädchen fallen psychiatrisch seltener auf als Jungen. Das gilt für viele Diagnosen im Bereich der sozialen Auffälligkeiten. Jungen kriegen ADHS, Asperger, Autismus und Störungen des Sozialverhaltens oder dissoziale Störungen. Mädchen kriegen eher so was wie Angststörungen und Depressionen. Wobei sich Jungen und Mädchen je nach Studie bei Depressionen ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern. Gut, die rennen nicht, die sind ja depressiv.

Dass Jungen und Mädchen so unterschiedlich sind, liegt vor allem am Geschlecht! Okay, das ist ne Binsenweisheit, aber Eltern stellen ihre Söhne häufiger beim Psychiater vor als ihre Töchter. Die Häufigkeit ist um den Faktor 1,65 erhöht. Woran könnte das liegen? Ich glaube, dass das Geschlecht des erziehenden Elternteils erheblich dazu beiträgt. Es sind meistens die Mütter, die die lästigen Arzttermine wahrnehmen – sie übernehmen ja schon den Großteil der Erziehung, dann können sie auch mal schnell zum Arzt gehen mit den lieben Kleinen. Und wer ist sonst noch zur Hand? Erzieherinnen im Kindergarten oder Grundschullehrerinnen in der Schule. Jungs sind umzingelt von Frauen. Und wenn Vati abends von der Arbeit heimkommt, ist er meistens müde. Am Wochenende fällt ein wichtiger Stressfaktor in den Familien weg: die Schule und da ist das Kind denn meistens auch weniger anstrengend. Und Vati meint zur Mutti: „Siehste, geht doch!“ Frauen beurteilen männliches Verhalten aber anders als Männer! Und zwar grundlegend. Wenn Mutti dann alleine mit dem Kind ist, stellen sich meistens genau jene Alltagsprobleme ein, von denen Väter wenig mitbekommen oder die sie anders bewerten würden. Und da ist dann klar, dass Mütter bei dem „fremden“ Jungenverhalten lieber mal den Facharzt fragen.

Überhaupt fragen die Eltern von Jungen mehr nach bei anderen (Familie, Freunde, Jugendamt, Ärzten): im Durchschnitt fragen sie 6,3 Personen (oder Institutionen). Bei Mädchen fragen sie nur 5,8 Personen. Gehen Eltern davon aus, dass die psychischen Störungen bei Mädchen einfach dazugehören? Nein, es ist eben genau anders herum: Das Gehirn von Jungen ist eben anfälliger für Störungen als das von Mädchen. Liegt vielleicht an der Masse – männliche Gehirne sind etwas schwerer als weibliche Gehirne. Das macht aber nichts, denken kann man auch mit leichteren Hirnen! Vielleicht fragen Eltern deshalb weniger nach, wenn es sich um Probleme mit ihren Töchtern handelt, weil die Probleme tatsächlich leichter zu lösen sind oder wenigstens so erscheinen.

Spannend in dem Zusammenhang ist noch, dass wir auch nach Berufsgruppen unterschiedlich oft zum Arzt gehen. Auszubildende gehen extrem selten zum Arzt. Männer in Gesundheitsberufen gehen nicht zum Arzt. Warum? – Jeder 5. Mann im Gesundheitswesen ist Arzt. Bei den Frauen ist es nicht mal jede 20.! Kein Wunder, dass die Männer nicht zum Arzt gehen – die sind ja schon da! Die fragen den Kollegen.

 

Für den ADHS-Leser:

Mädchen werden in der Regel weniger oft psychisch krank als Jungen. Jungen werden drei- bis viermal so oft mit ADHS diagnostiziert!


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