Wer sich mit den Therapie-Ansätzen zu ADHS beschäftigt, wird gezwungen sich einem Lager zuzuordnen:
„Sind Sie auch für Ritalin?“ ist eine häufig zu hörende Frage, deren Antwort viele schon nicht mehr abwarten, wenn man nicht sofort und entschieden „NEIN!“ brüllt. So teilen wir unsere Gesellschaft ein, in die guten (gegen Medikamente) und die Bösen (für Medikamente).
Damit lässt sich leben.
Allerdings nur so lange bis man selber mal in die Verlegenheit kommt, sich mit dem Thema ADHS persönlich zu beschäftigen und Eltern unvermittelt vor der Frage stehen: Gebe ich meinem Kind ein Medikament oder nicht. Es lässt sich einfach urteilen, wenn man keine eigene Betroffenheit verspürt.
Als ich mal einer Mutter mitzuteilen versuchte, dass Medikamente durchaus ihre Berechtigung haben – neben verhaltenstherapeutischen Maßnahmen – und sie tatsächlich den Kindern helfen können, sagte sie mir wütend: „Aber Drogen helfen schon, oder was?“
„Sind Sie für Ritalin?“ – Man kann nicht für oder gegen ein Medikament sein. Man kann nur für eine gute Therapie sein.
Und zu der können unter Umständen eben auch Medikamente gehören.
Wenn Sie persönlich ein totaler Gegner von Medikamenten sind, dann nehmen Sie doch mal einen Hammer, legen Ihren Daumen auf die Tischkante und hauen auf den Daumen drauf. Je nach persönlichem Geschmack und Bedürfnis können Sie stärker ausholen oder den Hammer nur sanft auf den Daumen gleiten lassen. Anschließend dürfen Sie gerne überlegen, ob Sie weiterhin gegen jegliche Gabe von Medikamenten sind oder nicht. Wenn ja, dann warten Sie einfach, bis die körpereigenen Schmerzmittel z.B. Enkephaline, Endorphine und Dynorphine einsetzen.
Die Schlauen gehen zum Eisfach und legen eine kalte Kompresse auf den Daumen.
Die Neunmalklugen machen beides: Kalte Kompresse und Schmerzmittel.
Und genauso sollte man es mit ADHS eben auch handhaben.
Am besten funktionieren nun mal Kombinationstherapien.
Für die ADHS-Leser:
Medikamente können helfen.
Am besten wirken aber Kombinationstherapien.
Für alle, die mehr wissen wollen
Pelham jr., W.E., und Fabiano, G.A. (2008): „Evidence-based psychosocial treatments for attention-deficit/hyperactivity disorder” in Journal of Clinical Child & Adolescent Psychology, Seite 184-214
Frölich, J., Lehmkuhl, G. und Döpfner, M. (2010): „Medikamentöse Behandlungsalgorithmen bei Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen unter Berücksichtigung spezifischer Komorbiditäten“ in Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Seite 7-20